Heavy, oder was!? ...

Leipziger Allerlei
Die sächsische Band FACTORY OF ART hat kürzlich ihr erstes Album ('Grasp!!!') herausgebracht und gehört zu einem Musikerschlag, der auf diesem Planeten immer rarer wird. Das folgende Gespräch führten wir auf der CD-Release-Party mit Ron (b), Wolf (dr), Gunter (v.), Joe (g), Flecke (g, seeeehr schweigsam) und Manager Marco, der fest zur Band gehört.

Wie kann eine so "kleine" Band es sich leisten, anderthalb Jahre im Studio an ihrem Debüt zu basteln?
Gunter: Wir haben die Zeit nicht am Stück im Studio verbracht. Das Ganze lief eher auf Wochenendbasis. Effektiv gesehen kommen wir vielleicht auf drei Monate.
Ron: Finanziell hatten wir den Rücken frei, weil unser Produzent (Martin Köppl - die Verf.), der auch schon unsere kleine Promo-CD gemacht hat, so überzeugt von uns ist, daß er die komplette Produktion bezahlt hat, was für eine Band natürlich den absoluten Glücksfall darstellt.

Werdet ihr beim nächsten Mal wieder so lange brauchen?
Wolf: Das läßt sich mit einem ganz klaren 'Ja' verneinen. (Allgemeines Gelächter)
Ron: Natürlich versuchen wir, den Zeitraum zu verkürzen. Wir möchten innerhalb eines Jahres gerne einen neuen Longplayer herausbringen.

Wie seid ihr an Krulle (Atrocity), Bolle (Grave Digger) und Roni Pilgrim (Berluc) gekommen und wie lief die Zusammenarbeit?
Wolf: Die Zusammenarbeit lief in allen Fällen sehr gut.
Ron: Krulle war der Produzent des von Roadrunner initiierten 'Crash The Wall'-Samplers (der allerdings nie erschien - die Verf.). Vom ersten Handschlag an hatten wir zu ihm ein sehr gutes Verhältnis.
Wolf: Er hat damals viele gute Ideen mit eingebracht und auch schon einige Passagen gesungen, und so haben wir ihn gebeten, diese guten Parts noch einmal auf unserer richtigen Platte zu singen.
Ron: Mit GRAVE DIGGER haben wir schon viel live gespielt, lernten die Jungs dadurch kennen und fragten Chris einfach, ob er Lust hätte, bei uns mitzumachen. Er hat sofort zugesagt.
Marco: Roni ist ein langjähriger Freund von uns, der mal bei DOUBLE ACTION gesungen hat. Er war auch bei der Roadrunner-Geschichte dabei, und daraus ergab sich die weitere Zusammenarbeit.

Besonders beeindruckend auf "Grasp!!!" ist Gunters Gesangsleistung, der nicht mehr so ausgiebig wie früher der hohen Kopfstimme frönt, sondern sein Stimmvolumen sehr variabel einsetzt. Wie kam er zu der Erkenntnis?
Wolf: Wir haben ihn ganz schön zusammengeknüppelt.
Gunter: Das hat etwas mit Reife zu tun. Früher war ich halt stolz, so nach dem Motto: 'Hört mal, wie hoch ich singen kann!' Heute weiß ich ganz genau, daß das nicht zählt. Wichtig ist nur, wie der Song als Ganzes rüberkommt.
Wolf: Uns ist es ziemlich wichtig, daß Gunter richtig singt. Er ist kein Röhrer oder Kreischer, sondern befindet sich irgendwie immer in Gesangsnähe. (Schallendes Gelächter)

Wie seid ihr zu AFM Records gekommen?
Marco: Wir haben mit diversen Firmen gesprochen, und bei einigen war Interesse vorhanden. Letztlich entschieden wir uns für AFM aus den gleichen Gründen, die auch bei der Wahl des Produzenten ausschlaggebend waren. Die sehen ihre Arbeit nicht nur als Job, sondern hängen mit ganzer Überzeugung an der Sache.

Was bedeutet der Albumtitel?
Joe: Das war meine Idee. Es war gar nicht so einfach, etwas Passendes zu finden, da die Texte sehr unterschiedlich sind. Ich stehe nicht so auf diese langen Titel, zumal unser Bandname schon sehr lang ist. 'Grasp' ist zwar kein sonderlich geläufiges Wort, aber sehr aussagekräftig, vieldeutig. Das hat es einfach auf den Punkt gebracht.

Welche Chancen rechnet ihr euch auf dem überfüllten Musikmarkt aus?
Ron: Letztens waren wir ganz stolz, denn ein japanisches Geschäft hat hundert CD's von uns geordert. Da haben wir Luftsprünge gemacht.
Wolf: Man sollte nicht mit allzugroßen Erwartungen an die Sache herangehen. Natürlich will man die CD's, die produziert worden sind, auch verkaufen. Wir haben deshalb eine relativ geringe Menge pressen lassen, die für unsere Verhältnisse allerdings schon wieder riesig ist. Wenn die verkauft werden kann, ist ein gutes Stück des Weges getan.
Marco: Wir haben jetzt nicht vor, Rockstars zu werden. Wir sind von unserer Musik überzeugt und wollen in Zukunft genauso weitermachen wie bisher. Nichts anderes. Und nach Möglichkeit für immer.

Ihr habt in der Vergangenheit bei sehr vielen bekannten Bands im Vorprogramm gespielt (unter anderem GRAVE DIGGER, BLIND GUARDIAN, GAMMA RAY, MALMSTEEN). Wie kriegt ihr das immer hin?
Ron: Das wird an dieser Stelle nicht verraten.
Wolf: Sonst schreibt ihr es womöglich noch.
Gunter: Die haben pausenlos bei uns angerufen und gefragt, ob wir nicht ... (Brüllendes Lachen verhindert die weitere Verständigung)
Marco: Sagen wir mal so: Da steckt viel harte Arbeit dahinter, sowohl bei den jeweils beteiligten Bands als auch bei den Leuten, die am Schreibtisch sitzen, telefonieren und Tips weiterreichen. Es sind auch viele Zufälle, die bei dieser Geschichte eine Rolle spielen.

Gibt es Tourpläne?
Ron: Wir machen gerade eine Clubtour und im Juni haben wir uns mit Unterstützung unserer Plattenfirma für zwölf Tage in die Europatour von SACRED REICH einklinken können. Da können wir wieder viel von Profis lernen, die schon lange im Geschäft sind und unsere Chancen im Ausland abchecken.

Klischeefrage zum Schluß: Was war das beschissenste und was das schönste Erlebnis in eurer doch recht langen Live-Geschichte?
Ron: Das beschissenste war in Dresden, als wir vor dreihundert Leuten gespielt haben ...
Wolf: Mit Pyros!!!
Ron: ... von denen kein Feedback kam. Die Leute standen alle einfach nur da. Kein Applaus, kein Buhen, es ist auch keiner vorzeitig gegangen. Überhaupt keine Reaktion.
Wolf: Die haben uns ganz langsam absterben lassen.
Ron: Das schönste Erlebnis hatten wir mit BLIND GUARDIAN im hessischen Raum vor über 1.000 Leuten.
Marco: Genial war es auch mit MALMSTEEN und SKYCLAD. Das Publikum war toll, und es ist für uns immer eine super Sache, mit solch bekannten Leuten aufzutreten.
Wolf: Oder als wir in Gera mit GRAVE DIGGER gemeinsam alte AC/DC-Songs gejammt haben. Das war geil!

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