Wie kam es zu dem Bandnamen FACTORY OF ART?
Ganz unspektakulär: Er wurde uns von einem befreundeten Musikerkollegen verpaßt und bezieht sich auf unseren damaligen Musikstil - instrumentaler Artrock.

Gehen wir zeitlich mal etwas zurück, besser gesagt zurück zum Jahr 1992 wo ihr euer erstes Demo "... no better world!" aufgenommen habt. Erzählt doch mal, wie sind die Aufnahmen abgelaufen, wie war die Resonanz im Ausland?
Das war ein bißchen Glück und gleichzeitig ein bißchen Abenteuer, denn das Studio, in dem wir das Tape produzierten, war ganz neu und vor unserer hatten dort noch niemals Musikproduktionen stattgefunden. Es war also in jeder Hinsicht auch ein Test ... Da wir das Tape nicht ins Ausland geschickt haben, gab es von da auch keine Resonanz. Der Zweck dieses ersten Demos war ein anderer: Wir wollten unsere Musik auch jenseits der Konzertsäle zugänglich machen, wollten die Promotion optimieren um mehr Leute auf uns aufmerksam machen zu können. Wenn du dich um Konzerte bewirbst, ist es immer besser, etwas greifbares, hörbares beizulegen. Es war an dem Punkt einfach ein logischer Schritt, der uns ein weiteres Stück vorwärts brachte. Zum Beispiel wurde Martin Köppl aus München auf uns aufmerksam, der uns dann bis einschließlich "Point Of No Return" als Produzent zur Seite stand.

Ihr habt bisher sehr viele Auftritte (Gigs, TV Auftritte) mit bekannten Bands absolviert, welche Erfahrung habt ihr mit Bands wie Grave Digger, Blind Guardian oder Nevermore gemacht?
Also, Grave Digger hat uns seinerzeit der Himmel geschickt. Die waren damals in einer ähnlichen Situation wie wir jetzt, nur mit dem Unterschied, daß sie einen bekannten Namen hatten, der gerade hier in den neuen Bundesländern viele Leute in die Konzertsäle zog. Wir hatten einen guten Draht zueinander und einige Auftritte gemeinsam absolviert (gemeinsam im wörtlichen Sinn), wobei uns fast traumhafte Bedingungen zur Verfügung gestellt wurden (oder hast du schon mal erlebt, daß die Vorband Pyros abbrennt, der Headliner aber nicht?). Das hat uns einen enormen Schub gegeben. Und schließlich war Chris Boltendahl sogar als Gastsänger auf unserem ersten Album "Grasp!!!" vertreten ... Ansonsten muß man sagen, daß es eigentlich nie Probleme gegeben hat, wenn wir mit "größeren" Bands aufgetreten sind. Sicher war hie und da mal einer, der den Rockstar hat raushängen lassen, zu anderen kam gar kein Kontakt zustande, aber die positiven Erinnerungen überwiegen ganz klar! Und uns hat es immer wieder Spaß gemacht, wir haben jeden dieser Gigs genossen!

Mit "Grasp!!!" & "Point of no Return" wart ihr bei AFM Records unter Vertrag. "Story Of Pain" erschien aber wieder als Eigenproduktion. Warum seid ihr nicht mehr bei AFM unter Vertrag? Was ist passiert?
Es sollte eigentlich ein weiteres Album erscheinen, aber die damalige Besetzung verstand sich nicht mehr, was zum Ausstieg unseres Sängers und unseres Schlagzeugers führte. Auch unser Manager warf das Handtuch. So war die Band, die bei AFM unterschrieben hatte, nicht mehr existent und der Vertrag hinfällig. Deshalb mußten wir wieder bei Null beginnen.

Viele Bands bewerben sich beim Rock Hard Sampler "Unerhört".Ihr hattet das Glück und habt den ersten Platz bei der "Unerhört 2000" Aktion ergattern können und wart im Vorprogramm von einigen Destruction Gigs. Konntet ihr dadurch wieder einen Deal ergattern? Welche Vorteile und Nachteile hat euch die "Unerhört" Aktion gebracht?
Der einzige Nachteil, der uns durch diese Aktion erwuchs, ist, daß wir seitdem laufend solchen verrückten Typen wie dir Interviews geben müssen ... Aber ernsthaft: Als wir dort angetreten sind, geschah das ohne die Erwartung eines ersten Platzes. Wir sahen einfach nur die Möglichkeit, einen Song von uns einem sehr großen Publikum vorzustellen. Als wir informiert wurden, daß "Story Of Pain" auf die erste der beiden CD's kommen würde, haben wir schon gefeiert und als wir die CD letztendlich in Händen hielten, war das der siebte Himmel ... Daß wir sogar gewonnen haben, war und ist einfach großartig. Es hat uns einen enormen moralischen Anschub verpaßt! Aber es ergab sich natürlich auch praktischer Nutzen: Promotiontechnisch hat uns diese Aktion auf eine neue Ebene gehoben und uns eine Menge neuer Fans beschert. Fast täglich kamen neue Anfragen (und zwar nicht nur aus Deutschland!), was sich natürlich auch äußerst positiv auf die Verkäufe ausgewirkt hat. Und da auch viele Fanzines und Webzines Support anboten, waren Factory Of Art mit einem Mal mehr im Gespräch als jemals zuvor! Kein Zweifel: Die "Unerhört!"-Aktion war ein voller Erfolg und eines der schönsten Erlebnisse in unserer bisherigen Karriere.

Fast jede Band ist mittlerweile im Internet mit einer Page vertreten. Auch ihr bietet den Fans so einiges auf der Homepage. Welche Erfahrung habt ihr bisher mit dem Internet gemacht?
Fast ausschließlich gute! Es sind sehr viele neue Kontakte zustande gekommen, die ohne Internet kaum möglich gewesen wären (was vor allem für den internationalen Bereich gilt). Natürlich gibt es auch Leute, die einem über diesen Weg zu schaden versuchen, aber das ist die Ausnahme. Es sind Gigs zustande gekommen (Hardlive), die dann natürlich auch im Internet übertragen wurden. Bei BeSonic sind wir von Beginn an sehr gut plaziert und ca. 3000 Leute weltweit haben unsere Songs angehört. Unsere CD wurde auf vielen Pages rezensiert, und zwar durchweg positiv, oft auch euphorisch! Durch das Internet haben viele Leute Zugriff auf unsere Songs. Somit lassen sich sogar Tendenzen erkennen und man hat immer das nötige Feedback. Wir haben angefangen, ein Netzwerk zu vielen anderen Seiten zu spinnen, sind also überall verlinkt und präsent. Somit kommt keiner mehr an Factory Of Art vorbei, der im Internet surft und Interesse an dieser Musik hat. Auf unsere Site greifen täglich Leute zu, sogar aus Japan wurden vor kurzem Zugriffe registriert. Es besteht also tatsächlich Interesse, das zu wissen ist allein schon eine tolle Sache.

"Story of Pain" ist eine gewaltige Maxi CD geworden. Wer kam denn auf die Idee mit der Slide Show, was für die Fans mit Sicherheit mal richtig interessant war als nur ein stinknormales Video. Kam Ralle auf diese Idee, schließlich ist er Programmierer?
Nein. Nach dem Neubeginn haben wir es noch einmal mit einem Manager versucht (was jedoch nicht lange währte) und auf dessen Kappe gehen Idee und Umsetzung dieser Sache. Ralph war genausowenig involviert, wie der Rest der Band, was beim nächsten mal definitiv anders sein wird!

Was könnt ihr mir über die einzelnen Songs ("Story of Pain", "The Mass", "Twilight Zone") verraten? Worum geht es in den Texten?
Kannst du denn kein Englisch ...? (Harhar!) Wenn ihr die Texte mit abgedruckt hättet, hätte ich mir diese Frage sparen können. (THE RACK) "Story Of Pain" und "The Mass" waren die ersten Songs, die nach dem Neubeginn geschrieben wurden und als sich die Idee zum Konzeptalbum heraus kristallisierte, wurden sie dem angepaßt, weshalb wir über ihren textlichen Inhalt noch nichts verraten wollen. "Twilight Zone" ist die Neuaufnahme eines Factory Classix von 1993 und war ursprünglich nur als Bonus gedacht. Mittlerweile ist aber auch er ins Konzept integriert, das heißt, alle drei Tracks werden auf dem kommenden Album zu finden sein und dort ihre wahre Bedeutung offenbaren.

Hier eine ganz speciale Spass-Frage. Bei einer Weltreise versinkt das Schiff mitten in der Nacht, wovon du gar nichts bemerkst. Du wirst auf einer einsamen kleinen Insel wach, wo du von seltsamen Eingeborenen empfangen wirst. Du hältst in deiner Hand die aktuelle CD "Story of Pain" und die Eingeborenen wollen wissen was du da in den Händen hältst. Da sie nicht deine Sprache sprechen und auf der Insel keinen CD Player gibt, würde ich gern wissen wie du den Eingeborenen erklärst, was eine CD ist und was FACTORY OF ART für Musik spielen.

Petri:
Ich würde es erstmal mit Gebärden- und Kleinkindersprache versuchen. Hilft das nicht, nehme ich die CD aus der Hülle, setze sie auf meinem Finger in Rotation und schleudere sie in Richtung des Häuptlings, der dadurch enthauptet würde. So wäre schon mal klar, daß es sich um scharfen Stahl handelt und die Story etwas mit Pain zu tun hat. Die Eingeborenen würden natürlich schockiert auf die Knie fallen und mich jetzt zum Häuptling machen und ich hätte die Möglichkeit, das Thema zum Tabu zu erklären. Und dann würde mir einfallen, daß ich ja nie nur die CD alleine einstecke, sondern in der anderen Jackentasche stets einen wasserdicht verpackten Discman mit Boxen habe, also ließe ich zur Krönungszeremonie "The Mass" ertönen, wobei das Donnergrollen am Ende des Songs meine frischgebackenen Untertanen dermaßen erschreckte, daß sie mich umgehend zur Gottheit erklärten ...

Flecke:
Eine einsame Insel, das wäre schon etwas für mich ... also ich würde ihnen irgendwie klarzumachen versuchen, daß es sich um einen Tonträger handelt auf dem unsere Musik ist. Ihnen was vorsingen, in der Gegend herumspringen und dabei wie wild headbangen, mir einen dicken Ast suchen, auf dem ich dann sämtliche Skalen auf imaginären Saiten rauf- und runterdudle während ich mich bemühe, alle Instrumente nachzuahmen. Dabei zeige ich zwischendurch immer wieder auf die CD. Irgendwann gebe ich erschöpft auf und lasse mir mit UPS meinen CD-Player schicken ...

Joe:
Eine CD ist ein moderner Informationsträger, welcher rhythmische Botschaften auf jede Insel der Welt bringt, ohne daß man selber die Trommel rühren muß, und sie dennoch jeder hören kann. Factory of Art ist eine kleine Gruppe von Menschen, die eine rhythmische Botschaft erfand, welche klingt als würde sich der Sound von donnernden Orkanen, untergehenden Schiffen und brennenden Wäldern im Spiel einer zu Boden gleitenden Feder verlieren, begleitet vom Gesang des kleinen bunten Vögleins das mit seiner Freundin in einer Pfütze badet.

Ekky:
Ich würde den Eingeborenen erstmal nur zuhören und allmählich über die Häufigkeit der vorkommenden Vokale und Konsonanten einzelne Vokabeln und dann allmählich die grammatische Struktur ihrer Sprache erschließen. Nach einer Woche würde ich eine Generalversammlung einberufen und ihnen einen ausführlichen Vortrag zur Entwicklung der abendländischen Musik im allgemeinen und der Rockmusik/des Heavy Metal im besonderen halten. Dann würde ich mit dem Medizinmann zusammen einen Laserstrahl entwickeln und zwei Boxen mit Membranen aus Tierfell bauen. Zur Stromerzeugung müßten die Sklaven aus anderen Stämmen in einem Laufrad schuften. Dann würden wir die CD abspielen, laut und oft, uns mit Fliegenpilz-Sud die Rübe vollsaufen, und ich würde mit dem Häuptling zusammen Stagediven üben, was bedeutet, einer von uns springt und der andere ist das Publikum.

Ron:
Ich tue erstmal geheimnisvoll und bedeute ihnen durch Gesten, daß sie einen großen Haufen Holz aufschichten und anzünden sollen, der dann drei Tage brennen muß. Ich setze mich davor und starre hypnotisch auf die CD, die Eingeborenen denken dann natürlich, daß ich die Zauberkräfte dieser runden Scheibe aktivieren will und beobachten mich andächtig. In Wirklichkeit hoffe ich inständig, daß inzwischen ein Schiff das Leuchtfeuer bemerkt und mich abholt, was selbstverständlich auch passiert! Und dann kriegen sie ihre Erklärung in ohrenbetäubender Lautstärke aus dem Bordlautsprecher.

Ralph:
Was eine CD ist, kannst du, glaube ich, keinem Eingeborenen begreiflich machen. Und Musik läßt sich eh schwer beschreiben. Man muß sie einfach hören und fühlen. Deshalb würde ich genau dieses versuchen. Trommeln dürften bei Eingeborenen vorhanden sein und sind ja sozusagen mein Spezialgebiet. Also würde ich ihnen einen richtigen Metalgroove vorspielen und dazu abbangen was das Zeug hält. Auf die Gesichter wäre ich echt mal gespannt...

Laut Info ist ein Konzept Album geplant. Wie ist hier der Stand? Wann kommt die CD endlich auf den Markt? Um was für ein Thema wird es gehen (Krieg, Todesstrafe, Politik..)?
Der Stand ist, daß die CD, die übrigens "The Tempter" heißen wird, komplett vorliegt und nur noch gemixt und gemastert werden muß. Die Release-Party findet am 02.10.01 in der Moritzbastei zu Leipzig statt und wir werden alles daransetzen, daß sie bis dahin auch regulär auf den Markt kommen kann. (Garantieren können wir das allerdings nicht, wir haben feststellen müssen, daß es selten so läuft, wie es sollte, und wollen uns deswegen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.) Ein bestimmtes Thema hat die Scheibe im eigentlichen Sinne nicht, es ist ein Konzept, das eine Geschichte erzählt, also viele Themen in sich vereint, die auch Interpretationssache sein sollen. Vordergründig geht es um die Auswirkungen von physischer und psychischer Gewalt, um Machtmißbrauch und weitere Abgründe der menschlichen Seele, verpackt in einer thrillermäßigen Story, die Querverweise auf unsere heutige Gesellschaft beinhaltet. Es geht uns dabei nicht darum, ein bestimmtes Thema aufzugreifen und zu kommentieren sondern darum, dem Hörer Denkanstöße zu vermitteln und ihn trotzdem zu unterhalten.

Habt ihr in all den Jahren auch ungewöhnliche Sachen mit FOA erlebt? Verrückte Tour, abgedrehte Fans oder ähnliches...?
Logisch! Die Tour mit Destruction z.B. war schon ziemlich abgefahren. Leute wie Lacrimosa oder Alex Krull gaben sich dort die Klinke in die Hand. Auf unserer HP gibt es ein schönes Bild von unserem "Tourbus" im direkten Vergleich zum Destruction Nightliner zu sehen, das spricht für sich! Es war auch ein sehr erhebendes Gefühl, sich von einem qualmenden polnischen Laster bergauf mit 30 Sachen überholen zu lassen! Eben der pure Underground ...

Die letzten Worte überlasse ich euch. Wollt ihr jemanden grüßen oder einfach ein paar Zeilen euren Fans widmen?
Wir grüßen unsere zukünftige Plattenfirma, ihr habt wirklich einen fetten Fisch an der Angel... ;-) Ein Dankeschön an alle alten und neuen Fans und alle die es werden wollen: Ihr seid Spitze!

Übrigens soll ich euch schöne Grüße von Otger & Matthias vom Iron Pages bestellen. Die waren recht überrascht das es euch noch gibt.
Factory Of Art läßt sich eben nicht unterkriegen! Einen netten Gruß zurück an zwei der letzten großen Idealisten der Szene!