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Die Geschichte von FACTORY OF ART geht bereits bis ins Jahr 1990 zurück, als der Gitarrist Heiko "Flecke" Flechsig und der Bassist Ronald "Ron" Losch beschlossen, aus einem Projekt eine vollständige Band zu bilden. Und gleich von Beginn an war einerseits der Bandname sowie andererseits die zukünftige Direktive klar: FACTORY OF ART sollte schwermetallische Power mit ausgeprägtem musikalischem Anspruch und komplexen Songstrukturen verbinden. 1992 erschien mit "... No Better World!" schon ein erstes Demo, doch bis zum ersten regulären Longplayer "Grasp" (1996) sollte es noch ein ganzes Weilchen dauern. Nach der Veröffentlichung der 1997er-MCD "Point Of No Return" erreichte die Band durch interne Krisen und daraus resultierendes Verlassen mehrer Bandmitglieder den Tiefpunkt ihrer Historie, aber die Verbleibenden dachten nicht ans Aufgeben. Mit Sänger Jens "Petri" Schmikale, Drummer Ralph-Marcel Dietrich und Keyboarder Ekkehard "Ekky" Meister fanden sich schließlich neue Mitstreiter, mit denen 1999 die Promo-CD "Story Of Pain" eingespielt wurde. Danach ging es mit FACTORY OF ART weiter aufwärts - sie spielten u.a. einige Gigs auf der Reunion-Tour von DESTRUCTION -, und nun endlich erscheint mit "The Tempter" das lang erwartete zweite Album der Band. FACTORY OF ART steigen mit dem Opener "Adamīs Theme" in das Album ein, und dieses Instrumentalstück macht sogleich die progressive Ausrichtung der Band deutlich. Allerdings wird auch klar, dass sich die sechs Jungs nicht zu unrecht als Metal-Band bezeichnen - im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern des Progressive Metals vergessen FACTORY OF ART nicht, dass es neben der Progressivität auch auf die nötige Power ankommt. Und so kommen sie im Großen und Ganzen ziemlich kraft- und druckvoll daher, auch wenn es natürlich auch die ruhigeren Momente gibt. So agieren sie beispielsweise beim ersten Song "Story Of Pain" während der Strophen eher verhalten, aber dafür ist der Chorus umso heftiger ausgefallen. Besonders auffällig ist hier aber auch die für den Prog-Bereich eher untypische, tiefere und ziemlich aggressiv klingende Stimme von Jens "Petri" Schmikale, die sehr gut zu den harten Gitarrenriffs passt. "No Tears" ist ein bisschen verhaltener ausgefallen und wird zunächst sehr stark vom Riffing der beiden Gitarristen Heiko "Flecke" Flechsig und Joe F. Winter geprägt, während hintenraus vor allem auch Ralph-Marcel Dietrichs Drumming für den nötigen Druck sorgt. Beim Titeltrack "The Tempter" geht das Leipziger Six-Pack dann wieder weitaus kompromissloser zu Werke, so dass dieser Song nur so vor Aggressivität strotzt. Aber auch etwas ruhigere, melodische Parts verwenden die Jungs, und auch der mehrstimmige Chorus übt hier (wie auch in anderen Songs) seinen Reiz aus. Der erste Teil von "The Healing" beginnt dann eher ruhig, jedoch sorgen FACTORY OF ART mit schweren Riffs und kraftvollen Drums dafür, dass auch dieser Song ziemlich viel Power hat. Im Instrumentalteil wird das Tempo wieder kräftig angezogen und dann auch anschließend hochgehalten. "Streets Of Violence" kommt ebenfalls sehr abwechslungsreich daher, da immer wieder Rhythmus- oder Tempowechsel eingebaut werden und auch zwischen melodischen und aggressiven Parts hin- und hergesprungen wird. Den zweiten Teil von "The Healing" würde ich dann als Ballade einstufen, obwohl sich die Jungs meilenweit weg von irgendwelchen gängigen Strukturen bewegen - akustische Gitarren und Keyboardgeklimper sucht man hier vergebens, und das ist auch gut so, da der Song so auch über eine angemessene Portion Power verfügt. Bei "Temple Of Doom" handelt es sich um ein angenehm abwechslungsreiches Instrumentalstück, bei dem u.a. immer wieder das Tempo variiert wird, aber das hauptsächlich von schnellen Gitarrenriffs geprägt wird. Nachdem schon bei "The Healing: Part II" der weibliche Gesang von Ulla Bräuer einen Kontrast zu den aggressiven Vocals von Petri bildete, stellt beim nun folgenden "The Mass" der melodische und auch etwas höhere Gesang von Frank-Steffen Elster hierzu einen gewissen Gegenpol dar. Ansonsten ist dieser Song vom Tempo her etwas zurückgenommen, aber dafür kommt er umso druckvoller daher. Dies setzt sich auch anschließend bei "The Ritual" fort, das sich auch großteils im Midtempo-Bereich bewegt (von dem ziemlich langsamen, melodischen Zwischenteil einmal abgesehen) und das sowohl von der Rhythmik als auch vom Gesang her an DREAM THEATER (zur "Awake"-Phase) erinnert. Bei "Twilight Zone" geht es dann noch ein bisschen progressiver zur Sache, wobei dafür neben den Gitarristen vor allem der Keyboarder Ekkehard "Ekky" Meister verantwortlich ist. Aber auch hier ist der Chorus sehr eingängig geworden. Mit "Walking On Fire" setzen FACTORY OF ART dann zur Schlussoffensive an, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, da sie hier abermals sehr kraft- und druckvoll zu Werke gehen und somit auch wieder eine gehörige Portion Aggressivität spüren lassen. Mit ihrem Konzeptalbum "The Tempter" ist FACTORY OF ART eine ziemlich gute Platte gelungen, die dem Begriff Progressive Metal voll und ganz gerecht wird, da sowohl die progressive als auch die metallische Komponente nicht zu kurz kommt. Daher dürften mit dieser Scheibe auch nicht nur eingefleischte Prog-Fans angesprochen werden (die sollten auf alle Fälle mal in "The Tempter" reinhören), sondern auch Freunde von anspruchsvollem, rifflastigem Heavy Metal. In jedem Fall brauchen sich FACTORY OF ART mit diesem Album vor der (inter-)nationalen Konkurrenz nicht verstecken und man darf gespannt sein, wie es mit dieser Band weitergeht...

Martin Schaich

Anm. des Webmasters: Frank-Steffen Elster hat den Chor am Ende eingesungen!